Literatur trifft Malerei

 Zum zweiten Mal trafen in der Urbarer Stommel-Stiftung Menschen aufeinander, die aus verschiedenen künstlerischen Bereichen ihre Werke präsentierten. Nach Begrüßung durch Gudrun Daubländer erfolgte eine musikalische Einstimmung durch zwei außerordentlich begabte Schülerinnen aus Helenas Musikschule. Die nur acht Jahre alte Merle Hansen spielte "Für Elise" von Beethoven und die "Italienische Polka" von Rachmaninow. Danach saß Anastasia Caplan am Flügel und intonierte nach Liszts "Liebestraum" temperamentvoll "Montagues et Capulets" von Prokofiev. In einer kurzen Pause, in der es sich die zahlreichen Besucher bei einem Glas Sekt gutgehen ließen, konnten sie schon einmal die Bilder der Künstlergruppe "Farbenkraft" betrachten, die nicht nur im Versammlungsraum des Gebäudes, sondern auch auf den Fluren und Musikzimmern aufgehängt waren.

Die im Raum Neuwied angesiedelten Mitglieder von "Farbenkraft" unter der Leitung von Karin Luithlen treffen sich wöchentlich, malen und diskutieren über ihre Bilder und können sich so weiter entwickeln. Man erkennt bekannte Bauwerke aus Koblenz und Umgebung, oft wie aus einem Nebel auftauchende Mauern von Gebäuden. Es erscheinen Bäume, Blicke driften in die Ferne, die Enge der Besiedlung hinter dem deutschen Eck lässt sich erahnen. In abstrakten Formen, die eher die Ausnahme waren, sucht der Betrachter nach Bekanntem, nach Harmonie oder Dissonanz.

Im Anschluss daran stellte Susanne Schmincke " Die Brückenschreiber" vor, ein Zusammenschluss von sechs Autoren und Autorinnen aus der Region. Sie lasen einzelne Kurzgeschichten, die sie nach Betrachten eines Bildes der Gruppe im Vorfeld geschrieben hatten.

Malerei und Literatur, ist das nicht sehr gegensätzlich? Während ein Autor optisch monoton wirkende Buchstaben auf das Papier bringt, tragen die Maler Farben auf, die brillieren, durch Kontraste warm-kalt, hell-dunkel oder komplementär etwas darstellen oder auch nur andeuten. Wenn die Autorinnen und Autoren der Literaturgruppe "Die Brückenschreiber" ein Bild sehen, fangen ihre Gedanken an zu rotieren, gewohnte Denkpfade werden verlassen und mit viel Kreativität entstehen Geschichten zu Bildern. So wird aus dem Fallschirmspringer ein Mörder, der seine Ehefrau beseitigen möchte. Alte Bäume inspirierten zu märchenhafter Fantasie und die Pferde, die heutzutage mit modischer Bekleidung auf einer Koppel stehen, assoziierten die Eingliederung von Fremden in unsere Gesellschaft.

Besonders gespannt neben den anderen Gästen waren die anwesenden Malerinnen der Gruppe "Farbenkraft", was zu ihren eigenen Bildern geschrieben wurde.

Die Ausstellung der Bilder ist noch bis 21.Oktober im Gebäude der Stommel-Stiftung zu sehen.

M. Hassel-Brückenschreiber
Publikum

Ein Ohrwurm außer Rand und Band!

Mit ihrem Programm "Mozarts Ohrwurm - der kleinen Nachtmusik auf der Spur" war Beatrice Hutter am Sonntag, den 11.09. bei der Stommel Stiftung in Urbar zu Gast. Tanzend, singend und schauspielernd brachte sie auf vergnügliche Weise den größtenteils kleinen Gästen des Tages die Musik von Wolfgang Amadeus Mozart näher. Ausschnitte aus Konzerten, Sinfonien, Opern und auch aus dem Requiem erklangen und wurden teilweise von Beatrice Hutter selbst auf der Violine oder dem zum "Klavier" umgebauten Keyboard vorgetragen. Dass die Kinder dabei großes Vergnügen hatten, lag natürlich zum Teil an der phantasievoll erzählten Geschichte des Ohrwurms, der unbedingt die Uraufführung von Mozarts kleiner Nachtmusik erreichen will. Zum anderen lag es aber auch an der Musik des Komponisten selbst, der ja bekanntlich bei der Entstehung seiner ersten Werke noch jünger als die meisten Gäste aus dem Publikum und daher ein Experte für den Musikgeschmack kleiner Konzertbesucher war.

Ganz nebenbei und auf spielerische Weise konnte man aber auch etwas über die Lebensumstände in der Zeit der Wiener Klassik und die Biographie des Klassik-Superstars erfahren. Dazu trugen besonders auch die liebevoll gefertigten Requisiten bei, die den Geist der Zeit auf der Bühne präsent machten.

Als Höhepunkt des Tages durften die jungen Zuschauer dem frechen Ohrwurm dann zur Uraufführung der Nachtmusik verhelfen, indem sie spontan ein eigenes kleines Orchester mit Dirigent bildeten und wahlweise auf Luftvioline, Luftflöte, Lufttrompete und sogar auf Luft-E-Gitarre die Noten zum Klingen brachten.