Von Fagotten und Fagöttinnen

Das Trio Rosso zu Gast bei der Stommel Stiftung

Einen "großen Bahnhof" im wahrsten Sinne des Wortes bekamen die Musiker des Trio Rosso, als sie am Nachmittag des 25.05. bei der Stommel Stiftung in Urbar mit ihrem musikalischen Programm für Kinder und ihre Familien auftraten: Eine Reise mit der Eisenbahn durch die europäische Märchenwelt stand auf dem Programm und so verwandelte sich das Stiftungsgebäude an diesem Tag gleichzeitig zum Bahnsteig, zum Waggon 1. Klasse und zum Speisewagen. Ca. einhundert Kinder, Eltern und Großeltern hatten Fahrkarten zu dieser Reise gelöst, die für eine gute Stunde in ferne Länder und deren Geschichten entführte. Bevor das Startsignal gegeben werden konnte, musste schnell noch mit einem Augenzwinkern geklärt werden: Heißt es nun eigentlich der Fagott, das Fagott oder gar die Fagöttin? Die Frage war keineswegs akademisch, denn der heimliche Star der Reise war tatsächlich das Fagott: Alle Musiker des Trio Rosso, nämlich Nikolaus Maler (Solofagottist der Rheinischen Philharmonie), Ivan Gerasimov (stellv. Solofagottist der Rheinischen), und Jörg Volberg haben sich diesem Instrument verschrieben und sind Meister ihres Fachs. Dies zeigte sich bereits ganz am Beginn der Reise, als das Trio die europäische Nationalhymne vorstellte und man staunend miterleben konnte, welche Klangfülle und Ausdruckskraft und welche Vielfalt an Klangfarben sich dem so genannten "Großvater der Musikinstrumente" entlocken lassen. Nebenbei erfuhren dann die jüngeren Passagiere, dass die Melodie der Hymne entliehen ist aus Beethovens 9. Sinfonie mit der Ode "An die Freude". Überhaupt gab es auf dieser Reise viel zu lernen: Sehr ansprechend wurde beispielsweise mit Musikbeispielen erklärt, wie die Wassermusik von Händel entstand oder was eine Oper ist. Anhand einer großen Europakarte konnten die Kinder dann spielerisch nachvollziehen, welchen Weg der Zug nahm: Von Deutschland (Hänsel und Gretel) über Russland (Peter und der Wolf) nach Italien (La Cenerentola) bis Norwegen (Peer Gynt) und Schweden (Pippi Langstrumpf). Alle Märchen wurden wunderbar musikalisch dargestellt und der besondere Clou: zwischen den einzelnen Stationen konnten die Kinder selbst den Führerstand des Triebwagens besetzen. Jeweils ein kleiner Lokomotivführer durfte den Dirigentenstab in die Hand nehmen und damit das Tempo vorgeben. Andere Kinder durften mit Rhythmus - und Blasinstrumenten die Geräusche der Dampflok imitieren, während das Trio Rosso die "Schwäb´sche Eisenbahn" dazu spielte. Eine besonders gewitzte kleine Dirigentin wollte es dann auch ganz genau wissen und lotete die Möglichkeiten bis zum Äußersten aus: So hatte die Eisenbahn bei Passagen, die man sonst als eher beschwingt kennt, offenbar erhebliche Steigungen zu überwinden und die Melodie kam kaum vom Fleck - fast musste man gar befürchten, dass der Zug gleich zurückrollt. Dann wiederum folgte, sehr zur übermütigen Freude des Publikums, ganz unvermittelt eine wilde Schussfahrt und manch einer fürchtete vielleicht ein Entgleisen des musikalischen Zuges angesichts des aberwitzigen Tempos. Doch Nikolaus Maler und seine Kollegen hatten alles bestens unter Kontrolle, so dass die Fahrgäste stets wohlbehalten am nächsten Bahnhof eintrafen. Ein von vielen fantasievollen Eindrücken verwöhntes Publikum bedankte sich mit einem langen Applaus und konnte zum Ausklang des Nachmittags noch auf der Wiese vor dem idyllisch gelegenen Stiftungsgebäude ein Picknick veranstalten oder einfach ein Glas Limonade auf der Terrasse genießen und dabei noch ein paar Worte mit den Musikern plaudern.

Als nächstes Ereignis steht bei der Stommel Stiftung das Sommerfest am 29.06. auf dem Programm - mit Bungee - Run, Workshops, Gewinnspielen und natürlich auch wieder mit viel Musik. Der Eintritt ist frei.