LiterNatur in Urbar am 09.07.2023
Eine literarische Reise durch Urbarer Gärten mit Geschichten "von hier und anderswo" von fünf Autoren aus Urbar, einer Buchvorstellung und einer Abschlussveranstaltung mit musikalischer Darbietung bei kühlen Getränken und Leckereien - alles an einem Tag - und das am bisher heißesten Tag des Jahres.
Im Klostergut Besselich, wo die Familie Rombelsheim im Schatten unter den Kastanienbäumen Sitzgelegenheiten und Ventilatoren hergerichtet hatte, erfuhren die zahlreichen Zuhörer viele Details aus Dr. Sigrid Wegners Forschungsarbeit zum Klostergut - von der politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Bedeutung - den hochrangigen Besuchern - dem positiven Einfluss der jeweiligen Besitzer auf die Entwicklung der Gemeinde Urbar. Durch das Stedman-Tor ging es durch den Weinberg zum schönen Garten der Familie Müller mit Blick auf den Leinpfad, wo ein schreckliches Verbrechen geschehen sein soll. Dies trug wortgewaltig Thomas Krämer aus seinem Urbar-Krimi "Mord Land Fluss" vor, basierend auf historischen Begebenheiten um Beutekunst.
Am Mühlenberg im Garten der Familie Kallweit, wo man gleich im Eingang, passend zum Thema, über kleine Teppiche in den gemütlich hergerichteten Gartenteil gelangte, las Herr Lemhöfer aus seinen Reiseerzählungen "Die fliegenden Teppiche" in Prosa und Lyrik mit viel Augenzwinkern und Humor. Und mancher Zuhörer mag sich schmunzelnd an ähnliche Urlaubserlebnisse erinnert haben.
Frau Küsel las in ihrem artenreichen Garten am Teich mit Blick auf den Rhein aus dem neuesten Buch von Juli Zeh "Über Menschen". Mit dem Einsetzen eines Regenschauers konnte im kleinen Gartenhaus weiter gelesen und diskutiert werden.
Zum Abschluss des Lesetages traf man sich vor der Terrasse des Stiftungsgebäudes. Dr. Susanne Schmincke las Kurzgeschichten aus eigener Feder unter dem Motto "Na so was". Heinz Hefterich und Christoph Ackermann präsentierten lustige Urbarer Episoden in Versform - ließen das alte Bürgerhaus und den ehemaligen Sportplatz rückblickend aus der Vergangenheit erzählen - schilderten Verwirrungen rund um die neuen Mitfahrerbänke.
Die Singgemeinschaft Urbar unterhielt gewohnt gekonnt mit zahlreichen stimmungsvollen Liedern von hier und anderswo - und animierte zum Mitsingen.
Am Ende des Tages konnten insgesamt rund 140 Leseteilnahmen verzeichnet werden.
Nächtliche Zeitreise am 21.07.2023
Frankreich zur Zeit der Jahrhundertwende: Marcel Proust schreibt an seinem epochalen Werk "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" und Komponisten wie César Franck und Claude Debussy finden eine neue Tonsprache. Beim jährlichen Nachtkonzert der Stommel Stiftung am 21.07.2023 konnte man einen kurzweiligen Einblick in diese bewegte Epoche gewinnen. Der aus Berlin angereiste Schauspieler Julian Weigend las ausgewählte Passagen aus dem Roman Prousts, wobei sich zeigte, dass dieser mit über 5.000 Seiten nicht nur einer der längsten der Literaturgeschichte ist, sondern teilweise auch einer der kurzweiligsten. Mit spitzer Feder zu Papier gebrachte Anekdoten um die eingebildet kranke Tante Léonie und die bei der Zubereitung von Speisen virtuose Haushälterin Françoise offenbarten einen wunderbar feinen Humor, der von Julian Weigend auf sympathische Weise zur Geltung gebracht wurde.
Beim musikalischen Teil des Abends standen insbesondere die Violinsonate von César Franck und die Cellosonate von Claude Debussy auf dem Programm. Diese wurden von der Pianistin Anna Fedorova, der Geigerin Clémence de Forceville und dem Cellisten Benedict Kloeckner, die bereits ein eingespieltes Team bei den Nachtkonzerten in Urbar sind, mit viel zupackender Brillanz, aber auch mit ausgeprägtem Sinn für die lyrischen Passagen gestaltet. Bei einigen Werken und insbesondere für die Zugabe kam als Überraschungsgast noch der Kontrabassist Nicolas Schwartz dazu, der übrigens mit der Pianistin des Abends verheiratet ist. Obwohl das Konzert in diesem Jahr witterungsbedingt nicht im Freien stattfand, konnte sich das Publikum in dem sehr gut besuchten Bürgerhaus Urbar über ein abwechslungsreiches und interessantes Konzert freuen. Die von Lichtkünstler Gerry Krätz arrangierte Beleuchtung des Saales tat ihr Übriges. Im nächsten Sommer wird es - voraussichtlich mit demselben Team - eine Fortsetzung geben.