Sinnenfreude, aus dem Vollen schöpfen, ...

... Überfluss an Farben und Formen ... tiefe Angst, erschreckende Momente, Misstrauen, ... großes Staunen und Ehrfurcht vor Details, Liebe zu den Farben und deren Gerüchen, die Erfahrung des aktiv Fühlbaren... So beschreibt die Künstlerin selbst die Grundlage ihrer spielerischen Mischung aus Abstraktem und Gegenständlichen. Der Ausdruck wandert zwischen feiner Zartheit und kräftigen, sinnlichen Formen, sehr organisch und lebendig. Renate Lehmann ist fasziniert von der Ornamentik, die die Natur vorgibt, den Linien und Verschlungenheiten. Natur und Kultur werden in ihren Arbeiten zusammengeführt. Darstellungen, die sowohl ästhetisch sind und gleichzeitig von der Kraft, Vitalität und Schönheit leben, in einem ganz neuen Kontext, der jedoch immer auch vertraut erscheint. Vielleicht gerade weil die Bilder sehr traumhaft und unwirklich erscheinen, geben sie den Bildlesern und Leserinnen die Möglichkeit ihre eigenen Geschichten neu zu entdecken. 

Eine fachkundige Einleitung wurde von André Falck geboten und der Pianist Thomas Kranz bot eine stimmungsvolle musikalische Begleitung. Im Anschluss gab es - wie immer bei den Vernissagen der Stommmel Stiftung - einen kleinen Sektempfang.

 

Impressionen der Veranstaltung

(zum Vergrößern auf das jeweilige Bild klicken)

André Falck mit Sohn sowie Künstlerin Renate Lehmann
Thomas Kranz am Flügel
Besucher der Vernissage 1
Besucher der Vernissage 2

Aus der Begrüßungsrede ...

... von Stiftungsorstand Thomas Messingschlager:

".... Meine Damen und Herren, dass Sie gekommen sind, beweist Mut. Keine Sorge das bezieht sich nicht auf die Bilder von Renate Lehmann, über die Ihnen André Falck gleich noch einiges erzählen wird.

Sie sind zu einer Vernissage gekommen. Es gibt kaum ein anderes gesellschaftliches Ereignis dass im Vorfeld von so viel Unsicherheit begleitet wird und dementsprechend werden am Buchmarkt etliche Werke mit ernst gemeinten, weniger ernst gemeinten oder gar nicht ernst gemeinten Ratschlägen und Verhaltensmaßregeln angeboten, die sicherstellen sollen, dass man sich nicht als Zeitgenosse mit katastrophaler Bildungslücke oder hoffnungsloser Outsider zu erkennen gibt.

Das fängt schon bei Äußerlichkeiten an - ganz in schwarz oder möglichst bunt ? - und führt dahin, dass einem für die Unterhaltung mit den übrigen Besuchern - möglicherweise alles ausgefuchste Kenner der Kunstszene - der Gebrauch eines bestimmten Vokabulars, sowie Mimik und Gestik nahe gelegt wird, um den Nachmittag halbwegs unbeschadet und unauffällig zu überstehen.

Ich zitiere: "Eine Vernissage ist nichts zum Lachen. Es empfiehlt sich ein skeptisches, besser noch leicht mürrisches, auf jeden Fall aber gelehriges Mienenspiel, dass der Tragweite des Vorgangs angemessen ist. Besonders gut kommt gelegentliches Kopfschütteln mit zugespitztem Mund. Der Profi legt vor den Gemälden den Kopf leicht schief und wippt sachte in den Knien".

Dies wirft die interessante Frage auf, was schwieriger zu erlernen ist: Die Kunst oder die Kennerschaft in Sachen Kunst. Hinzu kommt noch erschwerend: Kunst kann man natürlich nur dann beurteilen, wenn man Kunstgeschichte studiert hat. Andererseits: Künstler studieren nie Kunstgeschichte. Während umgekehrt Kunsthistoriker fast nie.... Sie ahnen es - es ist ein Dilemma. Wie verhält man sich also?

Wie wäre es mit einer sachlichen Annäherung an das Thema, um die Angelegenheit zu entschärfen? Das fängt beim vermeintlich Ehrfurcht gebietenden Begriff "Vernissage" an. Manche von Ihnen werden es wissen, andere vielleicht noch nicht: Vernissage kommt vom Französischen Vernis, was nichts anderes bedeutet als ----- Lack. Gemeint ist genauer gesagt: Leinölfirnis. Dieser Leinölfirnis, eine Art Klarlack, war zwar primär als Oberflächenschutz gedacht, veränderte aber auch die Farben des Bildes. Nach dem Auftragen des Firnis war das Bild fertig - es konnte faktisch kaum noch verändert werden.

Zu bestimmten Zeiten war dieses Auftragen von Firnis ein besonderes Ereignis, z.B. bei den Ausstellungen der Londoner Royal Academy im 19. Jh.: In den letzten Tagen vor den Ausstellungen war es den Künstlern gestattet, durch Auftragen des letzten Firnisses ihr Gemälde vor dem Aufhängen noch etwas anzupassen. Diese so genannten Firnistage wurden unter den Mitgliedern der Academy zu gesellschaftlichen Ereignissen, weil hier ein fachlicher Austausch möglich wurde.

Eine Anekdote am Rande: William Turner nutzte diese Möglichkeit des "letzten Schliffes" auf spektakuläre Art, indem er Bilder einreichte, die kaum über das Entwurfsstadium hinausgekommen waren, um sie dann erst bei den Firnistagen öffentlich unter dem Staunen der Anwesenden in wenigen Stunden zu vollenden.

Der Brauch des öffentlichen "Firnissens" hat sich im Laufe der Zeit stark gewandelt. Heute gibt es statt Firnis ein Glas Sekt. Ist auch bekömmlicher...

Wenn Herr Falck gesprochen hat, ist die Bar eröffnet und Sie haben die Gelegenheit die wunderbaren Bildwelten von Renate Lehmann zu bestaunen und einige Worte mit der Künstlerin zu wechseln - sie freut sich schon darauf. Ich wünsche Ihnen allen viel Vergnügen!