„Beflügelte“ argentinische Nacht in Urbar

Schon als sie eintraf und zur Probe den Flügel anspielte war klar - jetzt heißt es: anschnallen und das Rauchen einstellen.... Die argentinische Meisterpianistin Carmen Piazzini, die  am Samstag, den 08.06. in Urbar zu Gast war, entfachte ein wahres Feuerwerk aus Temperament und Virtuosität. Und das nicht nur an den Tasten... Doch der Reihe nach: Bei der von der Stommel Stiftung ausgerichteten Veranstaltung „Zwei Kontinente - Ein Leben“ war neben Carmen Piazzini auch der aus Buenos Aires stammende Fotokünstler Andrés Wertheim eingeladen und beide wurden von SWR Redakteurin Sabine Keller im Rahmen eines Interviews vorgestellt. Sowohl Piazzini als auch Wertheim haben in Argentinien als auch in Deutschland gelebt und beide hatten Proben ihres Könnens mitgebracht: Von Andrés Wertheim konnten sehr ausdrucksstarke und zum musikalischen Programm des Abends passende Fotos zum Tango bewundert werden. Das Besondere daran: Hier ging es nicht um den Schaubühnentango, wie man ihn von Wettbewerben kennt, sondern um den Tango, den die Argentinier spontan bei Straßenfesten tanzen - wie sie gerade sind: Mit Turnschuhen oder Pumps. So entstanden Bilder von großer erzählerischer Kraft, die die Besucher für einen Abend in eine andere Welt versetzten. Dann bat Sabine Keller vom SWR die beiden Gäste zum Gespräch und die Zuschauer konnten z.B. von Wertheim erfahren, wie er sich entschloss, aus Argentinien auszuwandern, um die Welt kennenzulernen. Piazzini wiederum schilderte anhand vieler lebendig erzählter Anekdoten, wie man in einer Musikerfamilie aufwächst, bei der Persönlichkeiten wie Puccini und Toscanini ein - und ausgingen. Gleichzeitig bewiesen beide Künstler mit viel Humor und Selbstironie, dass man bei alledem durchaus ein Mensch wie „Du und ich“ bleiben kann. Abgerundet wurde das Gespräch zwischendurch immer wieder durch Werke von Astor Piazzolla und anderen lateinamerikanischen Komponisten, die von Carmen Piazzini mit Feuer, aber auch lyrischem Feingefühl am Flügel vorgetragen und vom Publikum begeistert aufgenommen wurden. Die Freunde und Förderer der Stiftung konnten anschließend mit beiden Künstlern noch auf den Erfolg des Abends anstoßen.

Die Ausstellung „Tango“ sowie ungewöhnliche Architekturfotos und Portraitmontagen kann man noch bei der Stommel Stiftung, Bornstraße 23 in Urbar jeweils sonntags von 15.00 - 16.30 Uhr kostenlos besichtigen. Außerdem sind die Werke käuflich zu erwerben.

Text: Thomas Messingschlager, Stiftungsvorstand